(c) Stefanie Giesder

Forschungsprojekt „Land schafft Kultur“

Kulturelle Bildung ist ein essenzielles Gut, welches allen Menschen in Bayern zugänglich sein sollte. Doch in ländlichen Räumen1 besteht Nachholbedarf. Kulturelle Bildungsangebote, die einen nachhaltigen persönlichen Zugang zu Kultur ermöglichen und die Weiterentwicklung von Kultur in ländlichen Räumen fördern, müssen entsprechend gefördert werden. Doch wie kann das Kulturleben und die kulturelle Bildungslandschaft künftig durch Strukturen gestärkt werden?

Die LKB:BY hat das innerhalb des Projekts „Land schafft Kultur“ zwei Jahre lang erforscht und fasst die Ergebnisse hier zusammen. Wir haben auf sieben zweitägigen Laboren zusammen mit 300 Akteur*innen der Kulturellen Bildung in den Bezirken Bayerns folgende Fragen bearbeitet:

  • Wie kann Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen inhaltlich und organisatorisch gestärkt werden?
  • Welche Formen der Unterstützung benötigen Akteur*innen an der Schnittstelle zwischen Kultur, Bildung und Soziales in ländlichen Räumen?
  • Wie kann man den regionalen Unterschieden innerhalb Bayerns gerecht werden?

Dazu haben wir auf den Laboren in Workshops den Bestand eruiert, Bedarfe analysiert und von den Akteur*innen Ideen zur Stärkung der kulturellen Bildungslandschaft erarbeiten lassen (zu unseren Berichten über die Labore und weitere Veranstaltungen geht es hier).

Die Ergebnisse dieser Workshops haben wir nach dem wissenschaftlichen Verfahren der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Insgesamt konnten so fünf Handlungsfelder identifiziert werden, in denen Handlungsempfehlungen erarbeitet wurden: 

  • Beratung und Begleitung
  • Räume und Infrastruktur
  • Wertschätzung und Sichtbarkeit
  • Verstetigung und Verankerung
  • Netzwerk und Kooperation

Die LKB:BY als Dachverband der Kulturellen Bildung in Bayern bietet ihre Unterstützung bei der konkreten Umsetzung der Handlungsempfehlungen und damit der Stärkung der kulturellen Bildungslandschaft an. Mehr Inhalte finden Sie in unserer Publikation:

Sie wollen uns weiterhelfen? Dann teilen Sie gerne die Publikation in ihren Netzwerken und geben Sie sie weiter an ihre Verwaltungen und Politiker*innen. Sie haben weiterführende Fragen, möchten ein Vortrag mit uns ausmachen oder die Publikation als ausgedrucktes Exemplar bestellen? Dann schreiben Sie uns an ed.yb1732183486-bkl@1732183486ofni1732183486.

Die Handlungsempfehlungen auf einen Blick

Die Befragten berichteten von Herausforderungen und Chancen in der Kulturellen Bildung. Die zusammengefassten Handlungsempfehlungen sind zentrale Ergebnisse unserer wissenschaftlichen Auswertung. Für konkrete Umsetzungsvorschläge steht die LKB:BY gerne zur Verfügung. Klicken Sie auf das Plus/Minus-Symbol, um die Empfehlungen anzuzeigen oder zu verbergen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Publikation.

Viele Akteur*innen aus der Praxis Kultureller Bildung in ländlichen Räumen vermissen fachliche Beratung und Begleitung. Die Teilnehmenden der Labore sind überzeugt, dass ihnen eine Anlaufstelle und Anbindung an das Berufsfeld die Zusammenarbeit mit Verwaltungen und politischen Entscheidungsträger*innen sowie Zugang zu wichtigen Förderleistungen erleichtern kann.

  • Daher sollten Ansprechpersonen für Kulturelle Bildung in allen Regionen geschaffen und sichtbar gemacht werden. Dadurch kann die Begleitung und Beratung für Engagierte sichergestellt werden.
  • Praktisches und theoretisches Handlungs- und Anwendungswissen sollte vermittelt werden:
    • Gute Argumente für Kulturelle Bildung sollten aufgezeigt und bekannt gemacht werden
    • Ein Überblick und individuelle Beratung bezüglich Fördermöglichkeiten sollte geschaffen werden
    • In der Antragstellung und Abrechnung von Zuwendungen sollte beraten und unterstützt werden
  • Schulungen zum Umgang mit Ehrenamtlichen sollten angeboten werden
  • Der Aufbau von Kooperationen sollte unterstützt werden. Er gewährleistet Austausch und regt zu kollegialer Beratung zum Beispiel über nützliche (digitale) Tools und Tricks an.

Weitere Informationen zum Thema Begleitung und Beratung finden Sie in der Publikation und hier: lkb-by.de/themen/projekt-land-schafft-kultur/beratung-und-begleitung.

In Sachen Räume und Infrastruktur stehen kulturelle Bildungsprojekte in ländlichen Räumen vor besonderen Herausforderungen. Die Laborteilnehmenden haben in den Interviews Lösungsansätze diskutiert und Überlegungen angestellt, wie man diesen Herausforderungen begegnen kann.

  • Die Nutzung von Leerständen sollte ermöglicht beziehungsweise vereinfacht und dabei unterstützt werden, z.B. durch:
    • vereinfachte Verfahren für Nutzungänderung,
    • den Auf- und Ausbau einer Förderkulisse für Zwischennutzungen,
    • eine Vereinfachung von baurechtlichen Verfahren und
    • Entbürokratisierung.
  • Niederschwellige Zugänge zu Kulturorten sollten geschaffen oder ausgebaut werden, z.B. durch
    • die Implementierung von Sharing-Kultur und
    • eine zentrale Koordinierung.
  • Mobile Formate und Outreach-Programme sollten gestärkt, sichtbar gemacht und ausgebaut werden, z.B. durch
    • die Präsentation von guten Beispielen und die Schaffung von Modellen,
    • den Transfer auf weitere Projekte und Programme,
    • die Qualifizierung von Akteur*innen der Kulturellen Bildung in Sachen aufsuchende Bildungsarbeit sowie
    • die Schaffung von Anreizen für mobile kulturelle Bildungsformate in ländlichen Räumen.
  • Förderprogramme und -richtlinien sollten spezifisch auf ländliche Räume angepasst werden und so beispielsweise
    • Fahrtkosten und auch Fahrtzeiten berücksichtigen,
    • geringere Teilnehmendenzahlen fordern,
    • geringere Eigenmittelanteile einkalkulieren,
    • Genehmigungen erleichtern und beschleunigen sowie
    • die Abrechnung von Kleininvestitionen erlauben beziehungsweise vereinfachen.

Weitere Informationen zum Thema Räume und Infrastruktur finden Sie in der Publikation und hier: lkb-by.de/themen/projekt-land-schafft-kultur/raeume-und-infrastruktur.

Menschen, die sich für Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen engagieren, wünschen sich mehr Wertschätzung und Sichtbarkeit. Dies wurde in den Laboren für Kulturelle Bildung deutlich. Wie ließe sich mehr Aufmerksamkeit für ihre Arbeit und ihr Feld erlangen?

  • Gute Praxis sollte als Beispiel sichtbar gemacht werden, wofür z.B.
    • Fortbildungen und Netzwerkpflege in Sachen Öffentlichkeitsarbeit angeboten,
    • analoge und digitale Plattformen geschaffen und gepflegt sowie
    • Kampagnen für Kulturelle Bildung aufgesetzt werden sollten.
  • Ideen der Akteur*innen im Feld der Kulturellen Bildung sollten durch Preise und Pauschalen gewürdigt werden, z.B. durch
    • die Auslobung eines landesweiten Ideenwettbewerbs für Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen und
    • die Mitvergütung bzw. Förderung von Konzeptarbeit, die bisher häufig ehrenamtlich geleistet wird.
  • Ein wertschätzender Umgang zwischen den Akteur*innen der Kulturellen Bildung aus Praxis, Verwaltung und Politik ist essenziell. Dieser sollte gesteigert werden, indem z.B.
    • eine öffentliche Verantwortungsbekundung für Kulturelle Bildung gemeinsam formuliert und bekannt gemacht wird, und
    • eine Begegnung auf Augenhöhe mit einer respekt- und verständnisvollen Kommunikation als klares Ziel der Zusammenarbeit zwischen Entscheider*innen, Verwaltung und kulturellen Vermittler*innen formuliert wird.

Weitere Informationen zum Thema Wertschätzung und Sichtbarkeit finden Sie in der Publikation und hier: lkb-by.de/themen/projekt-land-schafft-kultur/wertschaetzung-und-sichtbarkeit.

Kulturelle Bildung in ländlichen Räumen ist – noch substanzieller als in Städten – getragen durch Projektförderung und Ehrenamt. Langfristige Finanzierung und verstetigte Programme sind eher selten, dabei wären sie die Basis für eine solide flächendeckende Grundversorgung und umfassende Wirkung von Bildungsprojekten. Die Teilnehmenden der Labore machten sich stark für gesicherte und gute Strukturen und Arbeitsbedingungen für Vermittelnde einerseits und mehr Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit für Nutzende andererseits.

  • Förderung sollte langfristig gestaltet werden und so auch Prozesse und Strukturen genauso fördern wie die Wiederholung und Weiterentwicklung gelungener Vorhaben.
  • Die Koordinierung sollte verstetigt und sichergestellt werden, z.B. durch
    • eine Verstetigung der ressortübergreifenden Zusammenarbeit,
    • die Einrichtung von Koordinierungsstellen und
    • die Stärkung von Dachverbänden.
  • Die Bildungslandschaft gilt es zu festigen, indem z.B.
    • in Verwaltungen das Ineinandergreifen von Kultur, Bildung und Sozialem gestärkt und
    • Kulturelle Bildung in Bildungs- und Sozialeinrichtungen verankert wird.

Weitere Informationen zum Thema Verstetigung und Verankerung finden Sie in der Publikation und hier: lkb-by.de/themen/projekt-land-schafft-kultur/verstetigung-und-verankerung.

Stabile Netzwerke und Kooperationen sind essenziell für die Entwicklung einer starken kulturellen Bildungslandschaft in ländlichen Räumen. Nicht in allen Regionen Bayerns sind sie gleichermaßen ausgeprägt. Die Teilnehmenden der Labore formulierten zahlreiche Ideen, wie sich Netzwerke und Kooperationen stärken und unterstützen lassen.

  • Netzwerken und Kooperationsarbeit sollte finanziell gefördert werden, z.B.
    • über die Auszahlung von Kooperationspauschalen,
    • Prozessförderungen und
    • den Aufbau von personellen Ressourcen auch in Verwaltungen.
  • Eine systematische Koordinierung Kultureller Bildung sollte durch den flächendeckenden Auf- und Ausbau von Koordinierungsstellen auf Landkreis-, Bezirks- und Landesebene bereitgestellt werden. So können auch spartenübergreifende regionale Netzwerktreffen organisiert, durchgeführt und beständig aktualisiert werden.
  • Übergreifende Informations- und Vernetzungsangebote sollten geschaffen und gestärkt werden, z.B. durch Informations- und Vernetzungsplattformen. Hier kann auf bestehenden Formaten aufgebaut oder diese zusammengeführt werden.
  • Die Kooperation mit Bildungs- und Sozialeinrichtung sollte vereinfacht und gestärkt werden, z.B. durch Kultur- und Schulservices für alle Landkreise.

Weitere Informationen zum Thema Netzwerk und Kooperation finden Sie in der Publikation und hier: lkb-by.de/themen/projekt-land-schafft-kultur/netzwerk-und-kooperation.

Wie sind wir an die Ergebnisse gekommen? – Unsere Vorgehensweise

Auf den zweitägigen Laboren der Kulturellen Bildung trafen sich 300 Akteur*innen, tauschten sich aus, vernetzten sich und bildeten sich weiter. Auf der Karte links sehen Sie die Orte der Labore und die Herkunfts- oder Wirkungsorte der Teilnehmenden. Einige Labore wurden mit einem Reisebus mobil an mehreren Orten durchgeführt. Weitere Informationen zu unseren Laboren, der Auftakt- und Abschlussveranstaltungen des Projekts finden Sie hier.

Im Rahmen dieser Forschungs- und Entwicklungslabore wurden dreistufige Workshops mit dem Titel „Partizipatives Forschen: Gemeinsam Wissen sammeln, Bedarfe erkennen und Ideen entwickeln“ durchgeführt. Angelehnt an die von der Stiftung Genshagen (2019)2 entwickelte g3-Methode, wurden Informationen zum Status Quo kultureller Bildungsarbeit in Kleingruppen von 4-6 Personen gesammelt. In diesen Gruppen wurden gegenseitig Interviews ohne externe Moderation anhand eines Leitfadens durchgeführt. Alle Informationen hielten die Teilnehmenden auf Haftnotizzetteln und Plakaten fest, die später als Datengrundlage für die Auswertung dienten. Die Informationen wurden qualitativ inhaltsanalytisch nach Kuckartz (2018)3 ausgewertet. Dadurch konnten die fünf Handlungsfelder mit ihren Handlungsempfehlungen für eine Stärkung der Kulturellen Bildung in ländlichen Räumen Bayerns erarbeitet werden.

Alle Ergebnisse, Handlungsfelder und Handlungsempfehlungen mit Praxisbeispielen finden Sie graphisch aufgearbeitet in unserer Publikation:

Weitere Tätigkeiten der LKB:BY

Sie möchten mehr über die LKB:BY und ihre Arbeit erfahren? Dann schauen Sie hier.

Sie möchten Mitglied bei uns werden? Dann schauen Sie hier.

Sie möchten mehr zu kulturellen Bildungskooperationen unter anderem mit Schulen erfahren? Dann schauen Sie sich unser Projekt KooLa hier an.

Projektteam

Das Team von Land schafft Kultur. Von links nach Rechts: Lisa Hrubesch, Sarah Sommer, Anna Reitberger, Vincent Keldenich

Projektteam (v.l.n.r.):

Lisa Hrubesch, Sarah Sommer, Anna Reitberger, Vincent Keldenich

Kontakt: 

ed.yb1732183486-bkl@1732183486rutlu1732183486ktffa1732183486hcsdn1732183486al1732183486

089/ 248 83 20 – 30

Wir sind von Mo-Fr von 9-16 Uhr für Sie telefonisch erreichbar.

Das Projekt wird gefördert von:

  1. Das Thünen-Institut definiert Ländlichkeit folgendermaßen: “Unter Ländlichkeit wird eine lockere Wohnbebauung, geringe Siedlungsdichte, ein hoher Anteil an land- und forstwirtschaftlicher Fläche sowie Randlage zu großen Zentren und geringe Einwohnerzahl im Umfeld verstanden.” Detailliertere Informationen sowie Bildmaterial siehe https://karten.landatlas.de/ (letzter Zugriff am 4.11.2024)
  2. Stiftung Genshagen (2019): g3-Methode. https://www.stiftung-genshagen.de/projekte/kiwit/kultur-wirtschaft/g3-methode/ (letzter
    Zugriff am 04.11.2024)
  3. Kuckartz, Udo (2018): Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung, 4. Auflage, Weinheim, Basel: Beltz Juventa.